Dienstag, 30. August 2016
Sonntag, 28. August 2016
"Heute allerdings war ich so verdammt geil, dass ich alle drei abgeklappert habe. Und keiner konnte. Dann schrieb ich einen Arbeitskollegen an. Auch nichts. Dann ging ich auf Tinder und bekam eine Depression. Morgen kriege ich hoffentlich etwas Stoff. Ich bin verzweifelt, merke ich. Ich will mehr, jeden Tag, sonst wird mir langweilig. Mir ist so langweilig. Ich langweile mich jeden Tag. In der Bahn, bei der Arbeit, auf dem Klo, unter der Dusche, während ich schreibe. Eigentlich auch, wenn ich Sex habe. Doch das Versprechen danach hält mich wach. Das Versprechen danach ist spannend. Die Stunde, bevor ich ficke, gefickt werde, blase, geschlagen und angespritzt werde. Die Stunde ist gut. Kurz nach dem Sex und eigentlich schon ein bisschen währenddessen falle ich in ein Loch. Post-orgasmische Depressionkönnte man es nennen, wenn ich denn mal kommen würde. Ich komme nie. Nur einmal, das war überraschend, hat es mir einer mit den Fingern gemacht und ich squirtete. Das war's. Ich habe mich damit abgefunden. Vielleicht trägt auch das zu meiner Langeweile bei. Das latente Unbefriedigtsein. Vielleicht werde ich eines Tages explodieren. Random Typ bumst mich, hat den Schock seines Lebens, weil jetzt alles rauskommt, was so lange in mir schlummerte. Die Geilheit vieler Jahre. Alle ungekommenen Orgasmen.
Bis dahin erniedrige ich mich jeden Tag, indem ich mich von den drei Protagonisten (während ich diesen Text redigiere, sind es mehr geworden) abhängig mache. Ihre Zuneigung—wenn auch nur sexuell—hält mich über Wasser. Ich suche gerade noch mehr Männer, mit denen es dumm wäre zu schlafen. Männer mit Frau, Mitarbeiter, Mitbewohner. Irgendwie habe ich es absichtlich verlernt, normale Begegnungen zu haben, und nicht gleich meine Beine zu spreizen. Seit ich Antidepressiva nehme, kann ich viel besser mit Casual Sex umgehen. Das Medikament dämmt mich in meinen Gefühlen ein (und so auch in meiner Libido), aber genau das erlaubt es mir gleichzeitig, all diesen Typen gegenüber gleichgültig zu sein und keine Kinder von ihnen zu wollen.
Mir ist so unglaublich langweilig. Und ich fühle mich so unglaublich schmutzig, doch meistens ist es mir egal. Ich denke nie länger als eine halbe Minute darüber nach, was ich gerade tue."
Samstag, 27. August 2016
Darüber habe ich eigentlich noch nie wirklich nachgedacht. Mir gefällt es einfach. Vielleicht hat das etwas mit Unterwerfung zu tun?"
Freitag, 26. August 2016
Im Bett muss man harmonieren. Wenn die Chemie nicht stimmt, ist das uninteressant. Da trägt auch keiner Schuld, wenns eben mal nicht passt. Generell glaube ich, dass man es merkt, wenn man selbst und der eigene Körper respektiert werden: Das fühlt man in jeder Berührung. Wenn jemand eine Show abzieht und man genau weiß, dass der Typ das bei jeder anderen auch macht, das ist ziemlich langweilig. Ich glaube auch, eine Balance zwischen zwei Körpern zu finden, ist wichtig."
Donnerstag, 25. August 2016
Langzeitbeziehungen: Junge Paare erzählen, warum sie nicht wild rumvögeln
Marco: Man kennt sich sehr gut. Das ist ein Vor- und Nachteil. Man kennt die guten und die schlechten Seiten des Partners und kann sie zu seinem Vorteil auslegen. Und irgendwann kennt man sich eben so gut, dass man über belanglose Dinge zu streiten anfängt. Damit das nicht Alltag wird, muss man eben viel miteinander unternehmen und nicht nur zu Hause rumsitzen. Man muss sich halt Zeit nehmen füreinander, aber das ist ja kein Nachteil.
Solène: Das Gefühl von Neuverliebtheit fehlt mir manchmal. Dieses aufgeregte Kribbeln im Bauch, wenn man aufeinander trifft."
Mittwoch, 24. August 2016
Dienstag, 23. August 2016
Wann hören wir auf, uns für die Tinder-Liebe zu schämen?
"Auf Tinder finden wir nur Sex, aber keine wahre Liebe? Dort treiben sich nur diejenigen rum, die es im echten Leben nicht geschafft haben? Und sowieso geht es dort darum, wer von sich das heißeste Profilfoto zeigt – innere Werte zählen nicht?
Wir leben zwar im Jahr 2016 in einem aufgeschlossenen Land, doch zur Normalität gehören Beziehungen, die online begonnen haben, noch immer nicht – erst recht nicht bei Tinder.
Trotzdem gilt Online-Dating und vor allem Tinder für viele nach wie vor leider als unromantisch – zu technisch, zu oberflächlich. Ständig werden Menschen anhand ihres Aussehens verglichen, ständig sind wieder neue Dates verfügbar. Paare, die sich via App kennengelernt haben, werden nicht selten schief angesehen: Das hält doch nicht lang! Ist das nur eine Affäre? Warst du verzweifelt? Von diesen Sätzen berichten uns Tinder-Partner. Einige von ihnen berichten ganz offen über ihrer Geschichte, andere lügen.
Doch wie sollen Paare mit ihrer Scham umgehen? Paartherapeut Volker van den Boom sagt: Nicht die Wahrheit zu sagen, sei erlaubt – vor allem, wenn bei Tinder der Vorwurf käme, dass es nur um Sex geht. Bevor man sich schiefe Blicke gefallen lassen müsse, solle man die App einfach gar nicht erwähnen. Doch nur wer offen spricht, helfe Vorurteile abzubauen. Wer einen dummen Spruch höre, müsse sich den nicht gefallen lassen.
Also posaunt sie raus, eure Liebe. Der Weg zur Selbstverständlichkeit ist nicht mehr weit. Die prüden Vorstellungen herrschen vielleicht noch bei einigen vor, die seit der Abi-Zeit mit ihrem Freund zusammen sind, oder bei Eltern, die mit der Liebe aus dem Internet nichts anfangen können. Aber selbst die finden häufig nach einer Scheidung ihre zweite Liebe im Netz.
Wir haben Tinder-Nutzer, die in einer Beziehung sind, gefragt, mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen haben und wie sie damit umgehen"
"Ich muss so 13 gewesen sein, als ich sexuell aktiv wurde. Meine Partner waren dabei immer ältere Jungs. Einen gewissen Drang habe ich jedoch schon viel früher verspürt. Ich weiß zum Beispiel noch genau, wie ich mit fünf Jahren von irgendetwas angeturnt war. Und ich wusste auch schon damals, wie toll das Ganze mal sein würde. Das ist wohl auch mit der Grund dafür, dass ich mein Sexleben jetzt so genieße.
Zwischen 17 und 21 hatte ich doch recht viele Sexualpartner. Das hat mich auch ziemlich erfüllt. Ich habe mich einfach zu vielen Menschen hingezogen gefühlt. Ich finde es aber auch schon sehr anziehend, wenn man mich auf eine bestimmte Art und Weise anschaut. Ich kann es kaum erklären, aber dann kann ich nämlich direkt spüren, ob wir guten Sex haben würden oder nicht. Die Vorstellung davon, dass wir es dann ganz spontan miteinander treiben, macht mich total glückselig. Leider hat sich ein solches sexuelles Erlebnis noch nie wirklich ergeben, aber allein die bloße Interaktion stimuliert mich schon.
Derzeit befinde ich mich in einer Fernbeziehung. Früher hatten mein Freund und ich mindestens einmal am Tag Sex. Jetzt müssen wir uns halt erstmal mit Skype, FaceTime und so weiter behelfen. Das macht aber auch richtig viel Spaß"